Das Problem der Dinge: Abhilfe

In den letzten beiden Beiträgen habe ich geschildert, dass die vielen Dinge in meinem Arbeitszimmer und in meiner restlichen Wohnung zu einem Problem für mich geworden sind und wie es so weit kommen konnte. Hier nun geht es mir darum, wie ich gegen dieses Problem angehen kann.

Das Problem der Dinge: Abhilfe

In den letzten beiden Beiträgen habe ich geschildert, dass die vielen Dinge in meinem Arbeitszimmer und in meiner restlichen Wohnung zu einem Problem für mich geworden sind und wie es so weit kommen konnte. Hier nun geht es mir darum, wie ich gegen dieses Problem angehen kann.

Am Wichtigsten scheint mir, die Ursache des Problems anzugehen und die Quellen der Dingeflut so weit wie möglich einzudämmen. Erst dann habe ich eine Chance, den Sumpf allmählich trocken zu legen, den diese Flut bewirkt hat.

Mir ist klar, dass die Quelle der Dingeflut in mir selber liegt. Ich bin abhängig von den Reizen, die nur neue Dinge mir bringen können. Und ich glaube, meinen Status nur durch den Besitz von Dingen zeigen zu können.

In hellen Momenten ist mir das durchaus bewusst. Aber wenn ich müde bin, oder mich nach Zuwendung sehne, dann ist mein Bewusstsein getrübt und ich erliege allzu leicht der Versuchung, mir etwas zu kaufen, von dem ich mir eine Linderung meiner Unzufriedenheit verspreche. Heute, in den Zeiten von Online-Shops geht das rund um die Uhr, an sieben Tagen in der Woche. Wenige Klicks reichen aus, damit mir der Paketbote das Objekt meiner Begierde schon morgen oder übermorgen zustellt.

Das passiert schon fast reflexartig: Ich wünsche mir etwas und zack – wenige Minuten später habe ich es schon gekauft oder bestellt. Wenn ich diese Wirkungskette nur ein wenig verzögern kann, dann habe ich schon einiges erreicht.

Wunschliste

Daher führe ich seit einer Woche eine Wunschliste auf meinem Smartphone. Bevor ich etwas kaufe oder bestelle, muss ich es auf diese Wunschliste schreiben. Das hat vor allem eine sehr interessante emotionale Wirkung auf mich: Der Drang, etwas JETZT SOFORT haben zu müssen, wird deutlich abgeschwächt. Dadurch, dass dieses Ding jetzt auf der Wunschliste steht, kann ich es nämlich nicht mehr vergessen und ich muss es nicht unbedingt jetzt sofort kaufen oder bestellen.

Damit ich auch daran denke, die Wunschliste zu führen, habe ich mir in der vergangenen Woche jeden Morgen die eine Sache aufgeschrieben, die ich heute unbedingt tun will:

Ich will heute meine Wunschliste führen!

Dann habe ich mir eine Situation vorgestellt, in der ich mir dringend etwas kaufen will. In meinem Kopfkino habe ich den Film aber dann so fortgeführt, dass ich zu meinem Smartphone gegriffen und den Wunsch in meine Wunschliste eingetragen habe.

Diese Visualisierungsübungen haben bei mir inzwischen immerhin bewirkt, dass nun, wann immer ich mir etwas kaufe oder bestelle, diese Wunschliste vor meinem inneren Auge auftaucht. Und ab und zu habe ich dann den Bestellvorgang tatsächlich abgebrochen und mir meinen Wunsch erst einmal aufgeschrieben. Ich bin zuversichtlich, dass das immer häufiger klappen wird.

Wenn ich den Wunsch dann aufgeschrieben habe, dann bin ich schon deutlich zufriedener und kann danach spazieren gehen, ein Glas Wasser trinken oder mit einem lieben Menschen telefonieren. Damit habe ich meine eigentlichen Bedürfnisse sehr viel wirksamer befriedigt, als durch den Kauf eines neuen Spielzeugs oder eines spannenden Buchs.

Mieten, Leihen, Teilen

Manchmal landen aber Dinge auf meiner Wunschliste, die wirklich nützlich sind und die ich tatsächlich gut gebrauchen könnte. Da dieses Ding nun aber auf der Liste steht, ist der unmittelbare Wunschbefriedigungsdruck nicht mehr ganz so stark, so dass ich mit etwas klarerem Kopf über diesen Wunsch nachdenken kann. Die wichtigste Frage, die ich mir dann stelle, ist diese:

Wie oft werde ich dieses Ding benutzen? Mehrmals täglich? Mindestens einmal am Tag? Jede Woche? Nur einmal im Monat?

Es ist völlig klar, dass ich etwas nicht wirklich brauche, wenn ich es nicht mindestens einmal am Tag oder mehrmals in der Woche benutze.

Alles andere, also Dinge die ich nur einmal pro Woche oder noch seltener benötige, kann ich mieten, ausleihen, oder mir mit anderen Menschen teilen. Es ist beispielsweise völlig widersinnig, dass sowohl ich als auch jeder meiner vier unmittelbaren Nachbarn einen eigenen Rasenmäher besitzt. Bei uns auf dem Dorf besitzt auch nicht jeder der fünf hier ansässigen Bauern einen Mähdrescher. Nein, sie haben sich einem Maschinentauschring angeschlossen und mieten bzw. leihen sich dort, was sie gerade an Spezialmaschinen benötigen.

Warum eigentlich rufe ich mit meinen Nachbarn keinen Rasenmähertauschring ins Leben? Und wenn wir schon dabei sind, können wir auch die Anzahl der Bohrmaschinen, Waschmaschinen, Locher, Heftgeräte, Hämmer, Bügeleisen und vieler anderer Geräte um den Faktor fünf verringern. Auf diese Weise würde ich nach sechzehn Jahren vielleicht endlich einmal alle meine Nachbarn kennen lernen und wir würden mindestens einmal im Jahr eine Rasenmähertauschring-Party veranstalten.

Noch offensichtlicher wird dies bei Dingen, die ich nur ein- oder zweimal im Jahr benötige. Ein großes Auto mit viel Ladefläche brauche ich nur etwa viermal im Jahr und eine Skiausrüstung etwa ein bis zwei Wochen im Winter. Warum miete ich mir diese Sachen nicht einfach dann, wenn ich sie benötige?

Es gibt tatsächlich nur sehr, sehr wenige Dinge, die ich jeden Tag benutze und die allermeisten davon sind persönliche Gegenstände, die ich schon aus Gründen der Hygiene und der Passform mit niemandem teilen könnte. Und auch von diesen Dingen habe ich viel zu viel und sie versklaven mich, anstatt mir zu dienen.

Altes muss gehen, damit Neues kommen kann

Mit diesen beiden Maßnahmen – Wunschliste und mehr mieten, ausleihen oder teilen, wird mein Dingesumpf zwar langsamer anschwellen, aber er wird dennoch immer noch größer werden. Es muss also eine dritte Maßnahme her, und zwar die Wichtigste davon:

Wann immer ich ein neues Ding kaufe, muss mindestens ein altes Ding raus.

Nur wenn ich es schaffe, diese Regel einzuhalten, kann ich den Pegel meines Dingesumpfes zumindest auf der gleichen Höhe halten.

Wenn es darum geht, etwas Kaputtes zu ersetzen, dann ist diese Regel einfach einzuhalten. Die kaputte Glühbirne wird durch eine neue ersetzt, das Unterhemd, das nur noch aus Fetzen besteht, wird weggeworfen und ich kaufe mir ein neues.

Wenn ich aber mein Herz an ein neues Spielzeug, an ein neues Hobby gehängt habe, dann muss ich dafür ein altes Spielzeug, ein altes Hobby aufgeben. Nur dadurch kann ich Herr über meinen Wohnraum und über meine Lebenszeit werden. Nur wenn meine Sammlung von Science-Fiction-Romanen geht, darf meine Elektronik-Bastelecke kommen.

Wann immer ich mir also in Zukunft etwas Neues kaufe, muss ich vorher etwas Altes aus dem Haus geschafft haben.

Dies sind also die drei Regeln, die meine Dingequelle in Zukunft eindämmen werden:

  • Bevor ich etwas Neues kaufe, schreibe ich es auf meine Wunschliste
  • Bevor ich etwas Neues kaufe, überlege ich mir, ob ich es mieten, ausleihen oder mit jemandem anderen teilen kann
  • Bevor ich etwas Neues kaufe, muss etwas Altes das Haus verlassen haben

Als Nächstes kann ich mich jetzt daran machen, den Sumpf der Dinge auszutrocknen. Das ist vergleichsweise einfach, denn nun, da die Quelle eingedämmt ist, bringt jeder noch so kleine Schritt sichtbare Erleichterung.

Aufräumen: Wegwerfen, Verkaufen oder Verschenken

Als Teil meiner Abendroutine räume ich jeden Abend zehn bis fünfzehn Minuten auf. Dazu habe ich mir drei kleine Kartons unter meinen Schreibtisch gestellt.

Der erste Karton ist für Recycling-Müll: Werbebriefe, veraltete Dokumente, kaputte elektronische Geräte und Plastikverpackungen kommen dort hinein. Jeden Samstag bringe ich den Inhalt dieses Kartons auf den Wertstoffhof.

Der zweite Karton ist für Müll, der nicht weiter verwertet werden kann. Dort werfe ich alles rein, was offensichtlich kaputt und unbrauchbar ist.

In den dritten Karton kommen die Sachen, die ich selber nicht mehr nutze, aber verkaufen oder verschenken kann. Sobald der voll ist, biete ich die Sachen bei Ebay oder der lokalen Facebook-Gruppe Verschenken statt Wegwerfen an.

Jeden Abend nehme ich mir einen kleinen Abschnitt eines Regalbretts, eine kleine Ecke einer Schublade oder ein paar Quadratzentimeter meiner Schreibtischplatte vor und nehme von dort ein Ding nach dem anderen in die Hand.

Wenn es Müll ist, werfe ich es in den ersten oder den zweiten Karton. Wenn es kein Müll ist, dann frage mich:

Benötige ich dieses Ding mindestens einmal in der Woche oder muss ich es aus rechtlichen Gründen aufbewahren?

Wenn nein, dann muss es in den dritten Karton zu den Dingen, die ich verkaufen oder verschenken will.

Ausreden

Das allerdings ist hart. Das ist sogar sehr hart. Und ich erfinde alle möglichen Arten von Ausreden:

„Aber ich könnte dieses Ding irgendwann einmal benötigen!“

„Aber das ist doch ein Geschenk von einem lieben Menschen!“

„Aber da hängen doch so viele Erinnerungen dran!“

Doch für alle drei Ausreden habe ich mir ein Gegenargument zurechtgelegt:

„Aber ich könnte dieses Ding irgendwann einmal benötigen!“ – „Ja, das stimmt. Aber jemand anderes kann dieses Ding jetzt gebrauchen. Und wenn du es irgendwann einmal tatsächlich benötigst, dann kannst du es dir jederzeit besorgen – und damit sogar einen Einzelhändler glücklich machen.“

„Aber das ist doch ein Geschenk von einem lieben Menschen!“ – „Ja, das stimmt. Aber du benutzt es nicht und jemand anderes könnte dieses Ding viel besser gebrauchen als du. Weißt du was? Mach einfach ein Foto von diesem Gegenstand und dann schreibe diesem Menschen einen Brief oder ruf‘ ihn an. Das wird ihn sicher sehr freuen!“

„Aber da hängen doch so viele Erinnerungen dran!“ Auch hier beinahe dieselbe Antwort: „Ja, das stimmt. Aber du benutzt es nicht und jemand anderes könnte dieses Ding viel besser gebrauchen als du. Weißt du was? Mach einfach ein Foto von diesem Gegenstand. Und jedes Mal, wenn du dieses Foto anschaust, dann kommt deine Erinnerung wieder.“

Die Fotos drucke ich natürlich nicht auf Papier aus, sondern speichere sie auf der Festplatte meines Laptops. Und vielleicht, wer weiß, ab und zu schaue ich mir die Fotos an und erinnere mich an all die lieben Menschen, die mich ein Stück meines Weges begleiteten und an all die Erlebnisse, die ich mit ihnen teilen durfte.

Befreiung aus der Sklaverei

Wenn ich auf diese Weise jeden Abend nur fünf Dinge aus meinem Dasein verabschiede, dann habe ich am Ende meines Lebens nur noch das, was ich wirklich fast jeden Tag benötige. Mir gefällt die Vorstellung, dass meine Kinder am Tag nach meiner Beerdigung auch diese wenigen Dinge ihrer letzten Bestimmung zuführen können und danach nur einen Mausklick benötigen, um auch meine digitalen Erinnerungen für immer zu löschen. Dann bin ich wirklich befreit von der Macht, die die Dinge über mich haben.


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