Das Problem der Dinge

Wie konnte es nur so weit kommen? Mein Arbeitszimmer ist vollgestopft mit Dingen. Wenn ich zu meinem Schreibtisch vordringen will, muss ich mich vorsichtig um Stapel von Zeugs schlängeln. Dinge sind offensichtlich ein Problem für mich geworden.

Das Problem der Dinge

Wie konnte es nur so weit kommen? Mein Arbeitszimmer ist vollgestopft mit Dingen. Wenn ich zu meinem Schreibtisch vordringen will, muss ich mich vorsichtig um Stapel von Zeugs schlängeln und wenn ich dort arbeiten will, muss ich erst einmal mühsam Platz für meinen Laptop schaffen.

Momentan liegen alleine auf meiner Schreibtischplatte diese Sachen:

Ein Taschenmesser, ein Sechskantschlüssel von Ikea, ein Paar violette Schnürsenkel, ein Tagebuch, ein Tischtennisball, ein Tischtennisschläger (wo ist eigentlich der zweite Schläger?), zwei Ausweiskarten der SAP Education Hamburg, eine Oyster-Card der Londoner Transportbetriebe, eine Rolle Tesa, drei leere AAA-Batterien, vier Steckdosenadapter (drei für England, einer für die Schweiz), ein Locher, zwei Fineliner, ein Kugelschreiber (leer), ein Locher, eine elektrische Wärmemematte für die jungen Schildkröten, ein Mikrofon, zwei Paar Kopfhörer, ein Camcorder, zwei Knäuel Paketschnur, ein kaputter Laptop, ein Firmenstempel, eine leere Flasche Vielzweckkleber, ein Block mit Haftnotizen, eine Notiz mit dem Code für unser WLan, ein Heftgerät (ohne Klammern), die Hülle meines Kindle (ohne Kindle, der ist kaputt), ein Reflektor in Form eines Teddys, ein Gummiarmband (orange mit weißer Aufschrift: Was will ich?), eine aufgerissene Eiweißriegelpackung (ohne Eiweißriegel), eine Fünf-Cent Münze, eine Schreibtischlampe, eine Tastatur, eine Maus, ein Bildschirm, eine Dockingstation und mein Laptop.

Nur die letzten sechs Dinge gehören da wirklich hin und ich habe keine Ahnung, wie beispielsweise der Tischtennisschläger samt Ball hierhergekommen ist. Ich nehme das orange Gummiarmband in die Hand und lasse mich fragen:

Was will ich?

Ich weiß genau was ich will: Ich will, dass mein Arbeitszimmer nicht mehr wie eine vollgestopfte Diebeshöhle aussieht! Ich will, dass ich nicht mehr von all dem Zeugs niedergedrückt werde.

Also werde ich wohl oder übel aufräumen müssen. Aber da mich schon alleine der Gedanke an die damit verbundene Anstrengung so sehr erschöpft, dass ich dazu nicht die Kraft habe, denke ich lieber darüber nach, warum die Dinge überhaupt ein Problem sind.

Dinge beherrschen unsere Gedanken

Was an den Dingen in meinem Arbeitszimmer - und überhaupt in der ganzen Wohnung - am unheimlichsten ist: Sie beherrschen meine Gedanken. Es ist, als ob sie zu mir sprechen würden.

"Räum mich weg!" rufen der Tischtennisschläger und der Ball.

"Dreh ein Video mit mir!" schlägt der Camcorder vor. Wenig später dann beleidigt: "Oder räume wenigstens die SD-Karte frei, damit du mich wieder benutzen kannst."

Der Hefter ermahnt mich schon seit Tagen "Kauf endlich Heftklammern, damit du die losen Blätter auf dem Papierstapel (Nebenbemerkung von mir: der türmt sich bedrohlich auf dem Boden neben dem Schreibtisch auf)  sortieren, zusammenheften, lochen und ablegen kannst."

"Ja", pflichtet ihm der Locher bei, "dann kannst du mich auch endlich in die Schublade wegräumen. Ich habe keine Lust, hier noch länger Staub zu fangen".

Es ist kein Wunder, dass ich bei all dem Gezeter und Gemecker der Sachen auf meinem Schreibtisch kaum einen vernünftigen Gedanken fassen kann und mit meiner Arbeit nur mühsam vorankomme.

Dinge kosten Miete

Um mich abzulenken rechne ich aus, was ich für all die Sachen, die alleine in meinem großzügig bemessenen Arbeitszimmer rumliegen, an Miete bezahlen muss.

Denn eines ist klar: Die Sachen nehmen wertvollen Wohnraum ein, den ich gewinnbringend vermieten könnte. Also suche ich im Internet nach dem Mietspiegel für unsere Gemeinde, multipliziere den dort angegebenen durchschnittlichen Mietpreis pro Quadratmeter mit der Fläche meines Arbeitszimmers (abzüglich der zwei Quadratmeter, die ich tatsächlich brauche) und komme auf einen unverschämt hohen Betrag:

Zweihundert Euro im Monat! Zweihundert! Das sind Zweitausendvierhundert Euro im Jahr.

Ich merke sofort, dass es ein Fehler war, diese Rechnung aufzumachen. Denn sogleich schießen mir drei Dinge durch den Kopf:

Für dieses Geld könnte ich mit der ganzen Familie vier Wochen in Urlaub fahren!

Um diese Miete aufzubringen muss ich wie lange arbeiten? Mir wird schwindlig und ich beschließe, dies lieber nicht auch noch auszurechnen.

Und dann, sehr beschämend:

Ich könnte das Arbeitszimmer an einen Studenten oder eine Studentin vermieten. Für zweihundert Euro. Damit wäre uns beiden sehr geholfen, denn eine Studentenbude für unter vierhundert Euro gibt es praktisch nicht. Und mit meinem Laptop könnte ich auch auf dem Klo arbeiten - oder in einer öffentlichen Bibliothek.

Dinge stehlen unsere Zeit

Doch das Allerschlimmste - und letztendlich laufen auch die sinnlosen Gedanken und die verplemperten Mieteinnahmen darauf hinaus - Dinge stehlen uns unsere Zeit.

Nehmen wir nur als Beispiel den Camcorder mit 50-fachem i.Zoom, Full HD, WiFi und 5.1 Channel Wind Shield Microphone.

Schon alleine die Auswahl dieses Geräts hat mich sehr viel Zeit gekostet. Ich musste mich erst einmal mit all den Begriffen vertraut machen und dann überlegen, welche der technischen Merkmale für meine Zwecke überhaupt sinnvoll sind.

Danach habe ich nach Camcordern innerhalb meines Budgets und mit den von mir gewünschten Funktionen gesucht, unzählige Berichte zu den gefundenen Geräten gelesen und miteinander verglichen.

Schließlich habe ich das Ding gekauft - mit Geld, das ich vorher gegen meine Arbeitszeit eingetauscht hatte - und mich in seine Bedienung eingearbeitet.

In den zwei Jahren, in denen ich diesen Camcorder nun besitze, habe ich ungefähr fünf Aufnahmen gemacht und ihn für weitere zehn Aufnahmen in einem Rhetorikseminar verwendet oder ihn an Freunde ausgeliehen.

Nüchtern betrachtet, habe ich damit wertvolle Zeit und wertvolle Ressourcen sinnlos vergeudet. Autsch. Das tut weh. Für diese fünfzehn Aufnahmen hätte ich mir besser ein Gerät ausgeliehen. Oder die Kamera meines Smartphones verwendet.

Die vielen Dinge, die ich besitze, sind also ein Problem, eines das mich wirklich belastet: Sie beherrschen meine Gedanken, sie kosten mich Geld und letztendlich kosten sie mich viel zu viel meiner wertvollen und begrenzten Lebenszeit.

Zum Glück ist dies nur ein Luxusproblem und seine Auswirkungen - das Chaos in meinem Arbeitszimmer - kann ich leicht beseitigen. Ich muss einfach nur aufräumen.

Die Ursache des Problems allerdings sitzt tief, sehr tief sogar. Aber das wird Thema des nächsten Artikels werden.


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