Der Tod ist ganz harmlos
Ich muss ungefähr zwölf oder dreizehn Jahre alt gewesen sein, als mich beim Skifahren diese Erkenntnis wie ein nasser Schneeball traf: Eines Tages werde ich tot sein! Und dann fragte ich mich: Wo werde ich sein, wenn ich tot bin und wie werde ich mich dann fühlen?
Ich muss ungefähr zwölf oder dreizehn Jahre alt gewesen sein, als mich beim Skifahren diese Erkenntnis wie ein nasser Schneeball traf:
Eines Tages werde ich tot sein!
Und dann fragte ich mich:
Wo werde ich sein, wenn ich tot bin und wie werde ich mich dann fühlen?
Seither beschäftigt mich diese Frage immer wieder, mal mehr, mal weniger intensiv.
Klar ist: Der Tod gehört untrennbar zu meinem Leben und wird es eines Tages beenden, egal ob ich will oder nicht. Daher ist es mir wichtig, mich mit dem Tod auseinanderzusetzen und meine Gedanken und Gefühle zu meinem eigenen Tod zu erforschen.
Die meisten Menschen tun dies erst, wenn der Tod nahe ist und das Sterben kurz bevorsteht. Doch im Angesicht des Todes ist es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, da das Denken durch Schmerz, Erschöpfung und Furcht vor dem Ungewissen stark eingeschränkt ist. Es scheint mir also viel sinnvoller, wenn ich mir meine Gefühle und Gedanken dem Tod gegenüber jetzt vergegenwärtige und sie jetzt ordne, so lange ich dies noch mit wachem und klarem Geist tun kann.
Stelle dich deiner Furcht
Dies fällt mir schwer, da der Gedanke an das eigene Sterben auch mir Furcht bereitet. Es ist für mich viel einfacher, diesem Gedanken auszuweichen, anstatt mich der damit verbundenen Furcht zu stellen.
Aber in gewisser Weise ist es wie beim Besuch beim Zahnarzt: Ja, die Entfernung meines Weisheitszahns war sehr unangenehm und teilweise auch schmerzhaft. Aber letztlich waren die Operation und die darauffolgenden Schmerzen wesentlich weniger schlimm, als ich es mir zuvor tagelang in meinen Gedanken ausgemalt habe. Und diese Gedanken haben mich mehr behindert und gequält als die eigentliche Operation.
Ich will also mit dieser Frage anfangen:
Warum sterben wir?
Warum werde ich überhaupt sterben? Ich könnte doch auch ewig leben, nicht wahr?
Aus biologischen Gründen erscheint es sinnvoll, dass Individuen sterben und zwar auch ohne gewaltsame Einwirkungen von außen.
Zunächst einmal wird jeder biologische Organismus früher oder später durch äußere Einflüsse umkommen: Er wird von einem Felsbrocken erschlagen, von einem Buschfeuer verbrannt, von einer Lawine verschüttet oder er findet schlicht und einfach nicht genug Nahrung. Daher müssen immer wieder neue Individuen geboren werden, um das Leben aufrecht zu erhalten.
Diese neuen Lebewesen treten aber nun mit ihren Eltern in direkte Konkurrenz um Lebensraum und Nahrung. Daher müssen die Alten irgendwann einmal den Jungen Platz machen. Nicht zu früh, damit die Jungen noch mit Unterstützung der Eltern heranreifen können, aber auch nicht zu spät, damit sie die Lebensgrundlage ihrer Nachkommen nicht zu sehr strapazieren.
Deswegen ist es hilfreich, wenn die Lebensspanne eines Individuums biologisch begrenzt ist und es nach einer gewissen Zeit von alleine stirbt, indem seine lebenserhaltenden biologischen Prozesse allmählich aufhören zu funktionieren.
Diese natürliche Abfolge von Generationen hilft dem Leben auch dabei, sich auf veränderte Umstände einzustellen. Nur so war es dem Leben beispielsweise möglich, auf die veränderte Zusammensetzung der Atmosphäre zu reagieren, als immer mehr Pflanzen Sauerstoff produzierten.
Der Tod gehört zum Leben
Für mich selbst bedeutet das zunächst einmal, dass der Tod zum Leben dazugehört und es ohne Tod auch kein Leben geben könnte. Dies ist eine Tatsache, die ich mir immer wieder klar zu machen versuche.
Doch darüber hinaus will ich mich auch damit auseinandersetzen, was der Tod für mich persönlich bedeutet. Was bedeutet es eigentlich, tot zu sein?
Und was heißt das für mich persönlich?
Wenn ich tot bin, dann sind alle geistigen und körperlichen Prozesse beendet, die mich bislang am Leben erhalten haben: Ich atme nicht mehr, mein Herz schlägt nicht mehr, ich denke nicht mehr.
Geistig gleicht dieser Zustand ziemlich genau dem Zustand vor meiner Geburt: Ich habe vor meiner Geburt nicht als Individuum existiert und tue es nach meinem Tod auch nicht mehr. Es gab mich nicht vor meiner Geburt und es gibt mich auch nicht mehr nach meinem Tod.
Seltsamerweise wird die Frage „Wo war ich, bevor ich geboren wurde?“ sehr viel seltener gestellt als die Frage „Wo werde ich sein, nachdem ich gestorben bin?“. Die Antwort auf beide Fragen ist gleichermaßen einfach: „Vor der Geburt gab es uns noch nicht und nach unserem Tod gibt uns nicht mehr“. Das Nicht-Sein ist also der Normalzustand und das Leben zwischen Geburt und Tod etwas völlig Ungewöhnliches.
Das Nicht-Sein vor meiner Geburt und nach meinem Tod hat die erfreuliche Eigenschaft, dass ich davon überhaupt nichts, aber auch gar nichts mitbekomme: Ich fühle nichts – insbesondere auch keinen Schmerz – und ich denke nichts – insbesondere mache ich mir auch keine Sorgen. Es gibt also überhaupt keinen Grund, dieses Nicht-Sein zu fürchten.
Ganz im Gegenteil – Ich werde dann endlich die Ruhe haben, nach der ich mich manchmal sehne und meine Kinder können endlich ganz ungestört ihr Ding machen, ohne dass ich ihnen ständig dazwischenrede oder ihre Pizzareste wegesse. Ein Gewinn also für alle.
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